Montag, 13. Februar 2012

Incredible India, Teil 3 – der Sueden: Kerala und Tamil Nadu


Interessanterweise regiert in Kerala seit ueber 50 Jahren eine demokratisch gewaehlte kommunistische Regierung, und diese hat beachtliches vollbracht: Kerala ist der Bundesstaat Indiens mit der geringsten Analphabetenquote, der hoechsten Lebenserwartung, mit den staerksten Frauenrechten, dem hoechsten Lebensstandard und der geringsten Umweltverschmutzung. Unterhaltungen sind hier wieder durchgehend interessant und angenehm, weil viele recht gut Englisch sprechen und beschraenken sich nicht nur auf bekannte Begruessungsfloskeln. Und man begegnet uns angenehmerweise auf Augenhoehe und mit einer ordentlichen Portion Stolz aufs eigene Land. Auch die Fortbewegung ist innerhalb des Bundesstaates sehr einfach, z.B. bekommt man Zugtickets ganz einfach am gleichen Tag und die Zuege sind auch laengst nicht so ueberfuellt wie im Norden.
Gleich bei unserer Ankunft im Sueden Indiens, genauer gesagt in Kochi, finden wir Gefallen an der Mischung aus traditionellem Indien und Moderne. Man reist hier in Kerala definitiv stressfreier! Und alles inmitten sattgruener abwechslungreicher Landschaft - wir finden den Werbesolgan des Landes ‘God’s own country’ sehr treffend.
IMG_236429. Nov. – 6. Dez.: Fort Cochin/Ernakulum
Nach unserem Aufenthalt im hektischen, lauten, schmutzigen Aurangabad, fuehlen wir uns bei der Ankunft in Kochi (Cochin) wie in einer anderen Welt und gleich sehr wohl. Vor allem der Stadtteil ‘Fort Cochin’ mit seinen huebschen Kolonialbauten, netten Kaffees und ruhigen Gaesschen laedt zum Verweilen ein. Wir wohnen im etwas authentischeren und daher guenstigeren Ernakulum, von wo wir fast taeglich mit der Stadtfaehre nach ‘Fort Cochin’ uebersetzen.
Ein Highlight waehrend unseres Aufenthalts ist der Besuch des hinduistischen Tempelfests in Thrippunithura, wo uns besonders die geschmueckten Tempelelefanten beeindrucken. Hier sind wir die einzigen Touristen und werden herzlich aufgenommen und sind sofort Teil des Geschehens. Die treibende, trommeldominierte Musik, deren Melodie sich aufschaukelt und immer schneller wird und die extatisch mitgehenden Besucher erinnern uns an ein DrumAndBass-Konzert – einfach genial.

Von Cochin aus unternehmen wir einen Ausflug nach Nordkerala:
2. – 4. Dez.: Wayanad Nationalpark
Im Gegensatz zu Periyar (siehe spaeter) ist der Nationalpark Wayanad noch kaum touristisch erschlossen und beherbergt neben Axis- und Sambahirschen auch eine stattliche Population an wilden Elefanten und Tigern. Die Safaris an den 2 vorangegangenen Tagen, hatten jeweils Tigerglueck, wir mussten uns allerdings mit den Elefanten begnuegen, aber wir wollen uns nicht beschweren – supertoll war’s! Im nahegelegenen Dorf ‘Tholpetty’ erleben wir authentisches Dorfleben zusammen mit unserer Reisegruppe Elisabeth und Norbert, mit denen wir spassige Momente und gute Gespraeche teilen.
Backwaterimpression7. – 9. Dez.: Die ‘Backwaters’ um Kottayam
Statt eine Tagestour von Kochi aus zu machen oder auf einem Hausboot zu uebernachten, entscheiden wir uns dazu, 2 Naechte in einem kleinen Dorf in einer Familienpension in den Backwaters zu uebernachten, um das Leben dort kennenzulernen. Das System aus Wasserstrassen unterschiedlichster Groesse bildet hier die Lebensader. Alles spielt sich am Wasser ab, hier wird gewaschen und gebadet, es wird auf die Natur geachtet und das Haupteinkommen ist der Reisanbau. Wir unternehmen Ausfluege mit der lokalen Faehre und erkunden die kleineren Kanaele mit dem Kanu. Und die winkenden Kinder fragen nicht nach Rupien (Geld) sondern hoechstens mal nach einem Stift oder wollen einfach nur fotografiert werden. Heile Welt!
9. – 18. Dez.: Varkala – Beach time, Baby!
Weiter suedlich liegt Varkala, ein zwar touristischer, aber dennoch liebenswerter Ort am Meer, wo wir fuer 10 Tage ausspannen (geplant waren 2-3 Tage ;-) und mal wieder ein bisschen Urlaub vom Reisen machen.
Fuer westliche Touristinnen ist es in Indien meist etwas schwierig einen Badeurlaub im Bikini zu geniessen. Innerhalb von kuerzester Zeit bilden sich normalerweise Gruppen von maennlichen Indern, die sich in naechster Naehe platzieren und ungeniert starren. Nicht so in Varkala! Die oertlichen ‘Mitch Buchannons’  pfeifen nicht nur ahnungslose Touris von den fiessen Unterstroemungen zurueck, sondern auch gaffende Inder in Grossgruppen, die sich um bikinitragende Maedels versammeln.
18. – 20. Dez.: Kumily (Periyar Nationalpark)
Wir ueberlegten uns lange, ob wir denn nach Kumily fahren sollen, da wir mit dem Besuch des Wayanad unser Nationalparkbeduerfnis eigentlich schon gestillt hatten.
Ferner entwickelte sich in den letzten Wochen ein Konflikt zwischen Kerala und Tamil Nadu wegen des Mullarperiyardamms direkt bei Kumily, der auf Kerala’s Boden steht, und Tamil Nadu’s Landwirtschaft mit Wasser versorgt. Dieser Damm ist noch ein Ueberbleibsel der Briten und deswegen etwas in die Jahre gekommen. Wuerde er brechen, wuerden die Wassermassen einen Grossteil von Kerala ueberfluten – sagt Kerala. Deswegen will Kerala den Damm generalueberholen, muss aber dafuer die Wasserversorgung fuer Tamil Nadu herunterfahren. Die sehr populistische Bezirksregierung von Tamil Nadu will den Neubau des Damms aber verhindern, aus Angst sie koennten ihre Wasserversorgung verlieren und sagen, der Damm ist schon ganz ok. Da es inzwichen schon Ausschreitungen (vor allem auf tamilischer Seite) und deshalb sind die Grenzen zwischen den beiden Staaten in der Umgebung des Damms einfach zu – und das schon seit 2 Wochen.
Da Kumily auf unserer Route ist, legen wir hier dennoch einen Zwischenstopp ein und hoffen, dass sich die Situation bald entspannt und wir die Grenze uebertreten koennen.
Der Nationalpark ist zwar schoen, wir unternehmen hier eine eintaegige Tour zur Fuss und per Floss, doch sehen wir kaum Tiere (wie erwartet war Wayanad diesbezueglich viel besser). Da dem Ort zur eigentlichen Hauptsaison aufgrund der geschlossenen Grenze und der schlechten Presse die Touristen, die die Haupteinnahmequelle darstellen, wegbleiben, verbringen wir hier sehr ruhige und entspannte Tage zu Tiefstpreisen!
IMG_288420. – 23. Dez.: Munnar
Um Munnar liegt die bekannteste Teeregion Suedindiens, und die schoene Berglandschaft (Western Ghats) laed zu ausgedehnten Wanderungen ein. Wir freun uns wiederum nette und interessante Menschen bei diversen Ausfluegen kennenzulernen (Gill und John aus London sowie Sylvia und Martin aus dem Allgaeu). Wir wissen jetzt (fast) alles ueber Teeanbau, den Unterschied zwischen schwarzem, gruenem und weissem Tee und durften auch bei der Teeernte helfen.
Trotz unserer ganzen Troedelei hatte sich der vorher erwaehnte Konflikt zwischen den beiden Bundesstaaten noch nicht entspannt und die Grenzen in Naehe des Mullarperiyardamms waren weiterhin geschlossen. Deswegen mussten wir einen kleinen Umweg in Kauf nehmen, schafften es aber ohne Probleme oder Reibereien unversehrt bis nach Madurai in Tamil Nadu.
23. – 25. Dez.: Madurai – Tamil Nadu
Direkt nach der Grenze zwischen Kerala und Tamil Nadu merken wir sofort wieder den Unterschied: Hier liegt deutlich mehr Muell rum, alles schaut etwas heruntergekommener aus und auch die Kommunikation gestaltet sich wieder etwas schwieriger. Der Grund unseres Besuchs in Madurai ist der unglaubliche Sri-Meenakshi-Sundareshwarar Tempel, welcher durch die unzaehligen bunten Figuren auf den verschiedenen Tuermen besticht. Ferner goennten wir uns zu Weihnachten eine Art Luxushotel – zumindest ein kleiner Ausgleich wenn man schon nicht mit Familie und Freunden feiern darf ;-)
25. – 26. Dez.: Trichy
In Trichy (kurz fuer Tiruchirapalli) besuchen wir das Rock Fort und den riesigen lebhaften Sri Ranganathaswami Tempel.
26. – 30. Dez.: Mammalapuram
Kurz vor unserer Weiterreise nach Thailand wollten wir uns abschliessend in Indien noch ein paar Tage Strand und gutes Wetter in Mammalapuram goennen – doch falsch gedacht; wir haben nicht Zyklon Thane beruecksichtigt: Wir hatten deswegen leider drei Tage druchgehend Regen und eine Sturmnacht zu ueberstehen! Zum Glueck naechtigten wir in einem tollen Familienhotel (Sunrise Guesthouse – sehr empfehlenswert), wo wir vor allem das ueberragende Dachrestaurant und die gute Kueche zu schaetzen wussten.
30. Dez. – 1. Jan.: Chennai
Zum Abschluss unseres Aufenthalts in Indien besuchten wir Chennai: In der viertgroesstsen Stadt Indiens (7 Mio. Einwohner) verbrachten wir einen kurzweiligen Nachmittag mit Divya und Ihrer Schwester (Divya ist eine ehemalige Arbeitskollegin von Bernie bei TI). Nach diesem gemuetlichen Treffen freuten wir uns schon auf die Silvester’feierei’, doch leider weit gefehlt: Alkohol ist in Indien meist nur in speziellen Bars und Restaurants zu kaufen, und fast alle jener Bars werden nur von Maennern besucht und die Atmosphere ist sehr fragwuerdig. Tja, deswegen musste die grosse Silvestersause leider ausfallen, bzw. in Bangkok nachgeholt werden!
Doch nicht zuviel verraten, davon gibt’s dann “bald” mehr, hier erstmal die Bilder aus Suedindien – vor allem fuer Elefantenfreunde ;-)

 Beachtime

UNNUETZES REISEWISSEN INDIEN, TEIL 2:

  • Ueberall in Indien sieht man die Swastika (das Hakenkreuz), ein Gluecksbringer im hinduistischen Glauben
  • In Indien sind Bahngleise breiter als in Europa (1676 mm statt 1435 mm), sie werden auch Kolonialspur oder indische Breitspur genannt und sind mitunter die breitesten weltweit!
  • Auch in India ist man mit Bajaj ‘Hoffentlich Allianz versichert’
  • Der Gemischtkonzern TATA Group baut nicht nur Autos, sondern handelt auch mit Tee, Medikamenten, Telekommunikation, IT, Stahl, Energie, etc…
  • Zum Ausdruck eines ‘JA’ vollfuehrt der Inder eine liegende ‘8’ (anstatt des bei uns ueblichen Nickens)
  • Nicht ueberall wo ‘Hotel’ draufsteht ist auch Hotel drin, oft ist es nur ein Restaurant
  • Neben Bollywood (Mumbai) gibt es auch Tollywood (Westbengalen), Kollywood (Chennai), Mollywood (Malayalam), Sandalwood (Karnataka) und viele mehr…
  • Maracuja ist eine Kletterpflanze
  • Die Aussteuer ist zwar gesetzlich verboten, ist aber immernoch Gang und Gaebe
  • Die Zimtstange ist ein roehrenfoermiges, zusammengerolltes Rindenstueck des Zimtbaums
  • ‘Kerala’ heisst uebersetzt ‘Land der Kokospalmen’

- - - - E N G L I S H     V E R S I O N - - - -


Kerala is reigned by a democratically elected communistic party for over 50 years now, which achieved quite notable changes: Kerala is India’s state with the lowest illiteracy rate, the strongest women rights, best living conditions, highest life expectancy and the lowest pollution. Conversations with the locals in English here are in general more interesting and convenient than in the North and not only limited to the well-known “where from” phrases. Moreover, people approach us with a healthy self-confidence and are proud about their country.
Traveling in Kerala is also simpler, e.g. you can buy train tickets just before it leaves and the trains are way less crowded than in the North.
Right after our arrival in the South of India, in Cochin to be exact, we liked the mixture of the traditional and the modern way of Indian life. And everything in the middle of a lush green varied landscape – the slogan of Kerala ‘God’s own country’ really fits!
29. Nov. – 6. Dec.: Fort Cochin/Ernakulum
After spending time in loud and hectic Aurangabad, being in Cochin felt like being in another world. Especially the old part of the city, ‘Fort Cochin’, with beautiful colonial buildings, nice cafes and quiet side streets is very inviting. We spent the nights in a quarter called Ernakulum, which is less toffed up and therefore cheaper but undertook daily tours with the local ferry to ‘Fort Cochin’.
One highlight was the Hindu temple festival in Thrippunithura we visited, with wonderfully decorated temple elephants. We were the only tourists at the festival, and the local people welcomed us warmly. The driving, drum-dominated music, whose melody gets faster and faster and the ecstatically dancing crowd reminded us more of a drum’n’bass event than a religious festival – it was amazing!
From Cochin we made an excursion to the Northern Kerala: 
2. – 4. Dec.: Wayanad National Park
Unlike Periyar (see below) Wayanad National Park is not a major tourist destination yet. There are Axis and Samba deer, wild elephants and tigers, which are therefore more likely to encounter. The safaris on both previous days were lucky and really saw a tiger, we unfortunately ‘only’ saw elephants – but nothing to complain about – it was amazing!
In the adjacent village ‘Tholpetty’ we see authentic rural life in India.
7. – 9. Dez.: The ‘Backwaters’ around Kottayam
Instead of a day trip from Cochin or a tour on a house boat we decided to stay two nights in a small village in a family guesthouse to experience the real life within the backwaters. The network of lakes and lagoons linked by broad or narrow channels defines the way of life here. Everything is done in and by the water: washing and bathing, the nature is respected and the main income is the cultivation of rice. We undertook a short trip with the public ferry and explore the small channels with the canoe. And, most surprisingly, the children just ask for a pen or a picture (one foto, pleeeaaaase!!!) instead of demanding Rupies. Ideal world!
9. – 18. Dec.: Varkala – Beach time, Baby!
A bit south is Varkala, a touristic, but still nice beach village, which we visited for 10 days (had planned 2-3 ;-) to relax and to take ‘vacation from traveling’, again.
It is not easy for female western tourists to make beach vacation in India; in most places there are always groups of male Indians which walk and stay around the sunbathers to stare at them. This is not the case in Varkala! The local life guards do not only take care of dumb tourists which aren’t aware of the dangerous currents, they as well ‘remove’ gawking Indians from staring at the bikini girls.
18. – 20. Dez.: Kumily (Periyar National Park) 
Kumily and Periyar, resp. were nice, but - as expected - not comparable to Wayanad. We spent a whole day (bamboo rafting and hiking) in the national park but hardly saw any animals. But Kumily was en route towards Munnar and thereafter Tamil Nadu and therefore a welcoming break in the journey.
20. – 23. Dec.: Munnar
Munnar is probably the best-known tea growing region of Southern India and a former British hilltop station. The beautiful landscape invites for hikes around the countryside. We are again lucky and meet interesting and open-minded people, with whom we share good conversations and great moments (Gill and John from London and Sylvia and Martin from South Germany).
Due to an ongoing conflict between Kerala and Tamil Nadu about the Mullaperiyar which had intensified throughout the last weeks all borders between the states around the dam are closed. Therefore we had to take a little detour via the North to arrive at our next destination Madurai in Tamil Nadu.
23. – 25. Dez.: Madurai
Right after crossing the border into Tamil Nadu we saw the differences: Again there was the garbage, the houses were in worse conditions and communication was more difficult. Nevertheless we enjoyed the time in Madurai, especially due to the unbelievable Sri-Meenakshi-Sundareshwarar temple and our luxury hotel, with which we treated ourselves for Christmas.
25. – 26. Dec.: Trichy
In Trichy (short for Tiruchirapalli) we’ve visited the Rock Fort and the huge and lively Sri Ranganathaswami temple.
26. – 30. Dez.: Mammalapuram
Before traveling on to Thailand we had planned to spent the last days in India in the sun at the beach in Mammalapuram – which did NOT happen: Cyclone Thane was approaching, so we had three days of ongoing rain and strong winds! Luckily we stayed in a very nice family hostel (Sunrise Guesthouse), where we especially appreciated the marvelous rooftop restaurant and the great food. 
30. Dec. – 1. Jan.: Chennai
At the end of our travels through India we visited Chennai, the fourth-biggest city in the country (7 Mio inhabitants). Here we spent a very nice afternoon together with Divya and her sister (Divya is a former working colleague of Bernie at TI).
Here are the pictures of our adventures in South India – enjoy!

USELESS TRAVEL KNOWLEDGE:

  • you can see the Swastika everywhere, a sign of fortune in Hinduism
  • In India the railway tracks are broader than in Europe (1676 mm instead of 1435 mm in Germany)
  • The company  TATA produces not only cars, but also deals with tea, drugs, IT, steel, energy, telecommunication, etc…
  • Instead of nodding Indians move their heads in the form of a lying ‘8’ as a sign of approval
  • A ‘Hotel’ sign outside of a building does not offer beds, but is probably a restaurant
  • Alongside Bollywood (Mumbai) there is also Tollywood (Westbengalen), Kollywood (Chennai), Mollywood (Malayalam), Sandalwood (Karnataka) and many more…
  • Maracuja is a climbing plant
  • Although prohibited by the law, dowry is still quite common
  • The cinnamon spice is the inner bark of the cinnamon tree

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Jetzt muss da Bubi auch mal schreiben - immer wieder eine Wohltat Euren Blog zu lesen!!!!!!!!!! Weiter so - ihr dürft aber gern auch etwas aktueller werden ;-)